Das Sensory-Path Projekt

von unserer Europäischen Freiwilligen Carlota aus dem Anton Afritsch Kinderdorf

Wie und warum?

Eine meiner Interessen bei der Wahl des Freiwilligenprojekts im Kinderdorf war die berufliche Sicht, da ich eine auf Kinder spezialisierte Ergotherapeutin bin. Durch die Möglichkeit, im Kinderdorf mitarbeiten zu können, konnte ich einen Einblick in die Leistungen der Kinder in ihrem Alltag bekommen und so auch die Auswirkungen von negativen Kindheitserfahrungen besser verstehen. Im Gegenzug war es mein Wunsch, mit meinem Wissen etwas für alle Kinder und das Team beitragen zu können.

Nachdem ich beobachtet hatte, wie jedes Kind war, welche Bedürfnisse es hatte und die Möglichkeiten der Umgebung kennenlernte, dachte ich, dass es eine gute Idee sein könnte, einen Sinnespfad zu schaffen.

Nachdem ich von den Teamleitungen des Kinderdorfes grünes Licht erhalten hatte, entwarf ich den Sensory Path. Dann bereiteten wir mit der unschätzbaren Hilfe unserer Kunsttherapeutin Iris das gesamte Material vor, das wir brauchten, und im September waren wir bereit, es auszuprobieren. Unser anderer Europäischer Freiwilliger, Sercan, war ebenfalls so freundlich, mit uns die verschiedenen Teile des Weges zu malen.

Was ist ein Sensory Path?

Bevor wir mehr von unserem Sensory Path enthüllen, will ich zunächst erklären, was das ist. Ein Sensory Path ist ein Werkzeug, um sensorischen Input auf organisierte Weise zu empfangen. Was bedeutet das? Unser Gehirn empfängt ständig Informationen über die Sinne unseres Körpers und der Umwelt. Es muss diese Informationen organisieren, damit wir den Körper bewegen und situationsgerecht handeln können. Mit anderen Worten: es muss reguliert werden und funktionelle Verhaltensweisen zeigen. Die korrekte Verarbeitung dieser sensorischen Informationen ermöglicht es uns auch, die sensomotorischen Fähigkeiten zu entwickeln, die für komplexeres Lernen erforderlich sind, zum Beispiel: Lesen und Schreiben oder soziale Interaktion.

Der Sensory Path hat verschiedene Stationen, die unterschiedliche sensorische Eingaben betonen:

  • Propriozeptiv: Diese Eingabe lässt das Gehirn wissen, in welcher Position sich unsere Muskeln und Gelenke befinden: ob ein Muskel kontrahiert oder entspannt ist, ob ein Gelenk gebeugt oder gestreckt ist … und wie sie sich bewegen. Der propriozeptive Sinn ermöglicht es dem Kind also, zu regulieren, welche Richtung und wie viel Kraft es bei der Bewegung aufwenden muss, um die Bewegung erfolgreich einzustufen und funktionelle Aufgaben zu erfüllen. Darüber hinaus ist der propriozeptive Input besonders wichtig für die Selbstregulation, da er die Eigenschaft hat, das Nervensystem zu „beruhigen“ und dem Kind hilft, seine emotionalen und verhaltensmäßigen Reaktionen zu regulieren. Ein Beispiel für eine Station auf unserem Weg ist „Der Bärenmarsch“.
  • Vestibulär: Dieses Sinnessystem ist jenes für Bewegung. Es reagiert auf Veränderungen der Kopfhaltung und auf Körperbewegungen im Raum. Es koordiniert auch die Bewegungen der Augen, des Kopfes und des Körpers, um dem Kind beim Gleichgewicht zu helfen. Es ist auch wichtig für die Aufrechterhaltung des Muskeltonus (angemessene Steifheit) in den Muskeln und die Koordination der beiden Körperseiten miteinander.
  • Visuell: Es wurde kontrolliert, wie die Farben auf dem sensorischen Pfad verteilt wurden. Bunt genug, um für Kinder ansprechend zu sein, aber nicht zu bunt, damit es nicht lästig wird. Und etwas super wichtiges für das akademische Lernen… Visuelle Wahrnehmung: Könntest du feststellen, dass die Buchstaben q, p, d und b gleich, aber unterschiedlich im Raum orientiert sind?
  • Interozeption: ist ein Sinn, der es uns erlaubt, körperinterne Signale wie einen knurrenden Magen, Herzrasen, angespannte Muskeln, schnelle Atmung oder eine volle Blase wahrzunehmen. Unser Gehirn verwendet diese Körpersignale als Anhaltspunkte für unsere Emotionen, es ist also eine Voraussetzung für die Selbstregulierung. Deshalb hat unser Sinnespfad Stationen zum Erlernen des Tiefatmens.
  • Und nicht zuletzt dürfen wir eine sehr wichtige Rolle in der Entwicklung jedes Kindes nicht vergessen… symbolisches Spiel und Kreativität!

Was würdest du auf dieser Station tun? Würdest du schwimmen? Würdest du auf den Wellen surfen? Oder lieber am Strand liegen und sonnenbaden? Es liegt an dir…

Nachdem der Sensory Path fertiggestellt war, wurde er den BetreuerInnen ausführlich erklärt, damit alle seinen Nutzen verstehen und erkennen können, wann ein Kind Hilfe von ihm braucht, um seine Emotionen zu regulieren oder wieder zentriert zu werden (nicht zu überregt, nicht zu inaktiv).

Man kann aber nicht etwas empfehlen, das man nicht selbst erlebt hat… Also habe ich das Team ermutigt, den ganzen Sensory Path zu durchlaufen!

Und schließlich… war er für die Kinder einsatzbereit!

Es war mir eine wahre Freude, dieses Projekt durchzuführen, und ich hoffe wirklich, dass es für das gesamte Kinderdorf sehr nützlich sein wird. Ich danke dem Team, dass es das Projekt ermöglicht hat und dass es von ihnen und den Kindern sehr gut aufgenommen wurde.

Carlota